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Künstliche Intelligenz im Coaching

In den letzten Jahren haben KI-Systeme wie ChatGPT enorme Fortschritte gemacht. Sie können Texte generieren, Fragen beantworten und sogar Dialoge führen. Daher wird nun auch im Coaching-Bereich über den Einsatz dieser Technologien diskutiert. Kann KI menschliche Coaches ersetzen oder sinnvoll unterstützen? Als KI-Experten und Coaches sehen wir hier durchaus Potenzial, aber auch noch Grenzen.

Die Stärken von KI-Systemen

Was können KI-Systeme besonders gut, wo liegen ihre Stärken? Im Vergleich zum Menschen können sie extrem schnell riesige Mengen an Informationen verarbeiten. ChatGPT hat nach eigenen Angaben Zugriff auf hunderte Milliarden Parameter und wurde an Milliarden Textseiten trainiert. Das ermöglicht dem System, in Sekundenschnelle auf Anfragen zu reagieren und eigene Texte zu generieren.

Diese Fähigkeit zum Umgang mit großen Datenmengen kann Coaches bei der Recherche unterstützen. Anstatt mühsam selbst nach Informationen zu suchen, kann der Coach gezielte Anfragen an ein KI-System stellen und bekommt umgehend passende Quellen geliefert. Auch einfache Standard- oder Routinefragen von Kunden können durch KI vorbeantwortet und so der Coach entlastet werden.

Die Grenzen von KI

Trotz dieser beeindruckenden Fähigkeiten – eine vollwertige Ersetzung des menschlichen Coaches durch KI halte wir derzeit und auf absehbare Zeit für fraglich. Denn die wichtigsten Erfolgsfaktoren in einem Coaching sind zwischenmenschliche Interaktion, Einfühlungsvermögen und emotionale Intelligenz. Hier stoßen KI-Systeme noch an deutliche Grenzen.

Ein Coach muss die emotionale Verfassung des Kunden einschätzen und darauf eingehen können. Er muss Zwischentöne verstehen, die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt stellen und passende Interventionen einleiten. All das erfordert soziale und emotionale Kompetenzen, über die KI-Systeme bislang nicht verfügen. Sie können zwar millionenfach trainiert werden, aber echtes Bewusstsein, Empathie und Kreativität besitzen sie nicht.

Auch ethische und moralische Abwägungen, die im Coaching wichtig sind, überfordern KI noch. Hardcodierte Regeln reichen hier nicht aus. Es braucht Einfühlungsvermögen und Verständnis für die individuelle Situation des Kunden, um passende Lösungen zu finden.

Sinnvoller KI-Einsatz im Coaching

Trotzdem sehen wir durchaus Möglichkeiten für einen sinnvollen und verantwortungsvollen KI-Einsatz im Coaching. Wichtig sind dabei Transparenz und realistische Erwartungen: Der Kunde muss jederzeit wissen, ob er es mit einem Bot oder einem Menschen zu tun hat. Und dieses Wissen muss sich auch im Umgang mit dem System widerspiegeln.

Die Rolle der KI sollte klar abgegrenzt sein: Sie kann dem Coach assistieren, aber nicht ersetzen. Denkbar ist etwa der Einsatz für standardisierte psychoedukative Elemente, also die Vermittlung von Basiswissen zu bestimmten Themen wie Stressmanagement oder Selbstmotivation. Auch bei der Terminkoordination oder einfachen FAQs kann KI sinnvoll unterstützen und den Coach entlasten.

Generell sollte aber immer die Aufsicht und Korrekturmöglichkeit durch den menschlichen Coach gewährleistet sein. KI-Systeme können falsche oder ethisch bedenkliche Ratschläge geben. Nur der menschliche Coach kann die Grenzen und Risiken erkennen und einschreiten.

KI hat das Zeug, die Coaching-Branche voranzubringen und Prozesse zu optimieren. Aber eine Revolution, die den Menschen überflüssig macht, wird es noch nicht geben. Im Coaching zählt mehr als pure Information. Es braucht emotionale Intelligenz, Einfühlungsvermögen und echten zwischenmenschlichen Austausch. KI ist im Coaching eine sehr gute Assistenz, aber noch nicht der Chef.

Unsere Einschätzung

Herausforderungen und Risiken

Der Einsatz von KI im Coaching ist also nicht risikolos. Die größte Gefahr besteht unseres Erachtens darin, dass die Fähigkeiten der Systeme überschätzt und KI zu viel Verantwortung übertragen wird. Gerade im sensiblen Bereich der persönlichen Beratung müssen höchste Sorgfalt und ständige menschenzentrierte Kontrolle gewährleistet sein.

Auch Datenschutz und -sicherheit sind kritisch: Welche intimen Kundeninformationen speichert und verarbeitet ein KI-System? Wie wird ein Missbrauch dieser Daten verhindert? Hier müssen schon in der Entwicklung höchste Standards angelegt werden.

Nicht zuletzt besteht die Gefahr von Intransparenz und mangelnder Rechenschaftspflicht. Wenn unklar ist, auf welcher Datenbasis KI-Systeme trainiert wurden und zu ihren Outputs kommen, werden sie schwer kontrollierbar. Auch über mögliche Verzerrungen und Diskriminierungen durch die Trainingsdaten ist wenig bekannt.

Fazit: KI im Coaching

Künstliche Intelligenz wird die Coaching-Branche zweifellos verändern und prägen. Sie hat das Potenzial, Coaches bei Routinetätigkeiten und Recherche zu unterstützen und Prozesse zu bereichern. Aber die Kernaufgaben des Coachings – zwischenmenschlicher Austausch, Einfühlungsvermögen, individuelle Beratung – wird und soll auch in Zukunft der Mensch übernehmen.

Entscheidend ist, KI als Werkzeug zu begreifen, nicht als Ersatz. Der Schlüssel liegt in verantwortungsvoller, maßvoller Integration von KI ins Coaching. So können die Stärken der Technologie genutzt werden, ohne dass Coaching seine Essenz verliert. KI wird die Branche voranbringen, aber noch nicht revolutionieren. Der Mensch bleibt im Coaching unersetzbar.


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